Kreis Borken

Wirtschaft aktuell-Umfrage: die nächste Azubi-Generation erreichen

Was sich die Auszubildenden von morgen wünschen, hat Wirtschaft aktuell zum zweiten Mal in einer Online-Umfrage unter rund 1.200 Schülerinnen und Schülern im Kreis Borken anlässlich der „Nacht der Ausbildung 2023“ ermittelt. Die wichtigsten Erkenntnisse: Wer auf Instagram Präsenz zeigt, aber auch bei Berufsorientierungsveranstaltungen den persönlichen Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern sucht, hat gute Karten, potenzielle Azubis zu erreichen. Die lassen sich dann vor allem mit guten Zukunftsaussichten, einer attraktiven Vergütung und der Möglichkeit, den Ausbildungsberuf vorab im Praktikum kennenzulernen, überzeugen.

Wirtschaft aktuell hat erneut Schülerinnen und Schüler zum Thema Ausbildung befragt. Foto: AdobeStock, Valerii

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Schlummerndes Potenzial

Für viele Unternehmen im Wirtschaft aktuell-Einzugsgebiet ist die Ausbildung des eigenen Nachwuchses zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Ein Großteil der befragten jungen Menschen strebt genau das an: 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler in den Berufsorientierungsklassen der weiterführenden Schulen im Kreis Borken möchten nach dem Schulabschluss eine Ausbildung absolvieren. Zwölf Prozent wollen studieren gehen, während 23 Prozent noch unentschlossen sind, wie es für sie nach der Schule weitergeht. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die für eine Ausbildung infrage kommen könnten, summiert sich also auf insgesamt fast zwei Drittel (63 Prozent). „Da schlummert also noch viel Potenzial! Für Unternehmen lohnt es sich deshalb, die Werbetrommel für eine Ausbildung in ihrem Betrieb zu rühren“, betont Robert Schneider, Geschäftsführer bei Wirtschaft aktuell, mit Blick auf die Zahlen. 84 Prozent der Befragten möchten, sofern sie eine Ausbildung anstreben, diese im Münsterland absolvieren. „Für die Unternehmen in der Region ist das eine sehr gute Nachricht. Das Nachwuchskräftepotenzial ist hier vorhanden – umso wichtiger ist es jetzt, dass die Unternehmen auf die Bedürfnisse der jungen Menschen eingehen und sie somit von ihrem Ausbildungsangebot überzeugen“, betont Schneider.

Instagram als Informationskanal Nummer eins

Und das sollten sie vor allem mithilfe von Social Media machen, aber auch durch den persönlichen Kontakt vor Ort, wie die Online-Umfrage zeigt. Denn 73 Prozent der Befragten informieren sich über Social Media zum Thema Berufsausbildung. Dabei liegt Instagram mit 83 Prozent weit vorne, gefolgt von TikTok (47 Prozent) und YouTube (47 Prozent).

Auch Bezugspersonen im Umfeld der jungen Menschen geben Hilfestellung: So sind Eltern für 65 Prozent und Bekannte für 52 Prozent der Befragten wichtige Ansprechpartner bei Fragen rund um die Ausbildung und den beruflichen Werdegang. Als Informationsquelle dienen den Schülerinnen und Schülern zudem Schulveranstaltungen (64 Prozent) und öffentliche Veranstaltungen wie beispielsweise die kreisweite „Nacht der Ausbildung“ (60 Prozent). „Es gibt für Unternehmen also verschiedene Ansatzmöglichkeiten, wie und wo sie auf ihre Ausbildungsangebote aufmerksam machen können. Eine gute Mischung erscheint am sinnvollsten“, ordnet Schneider ein.

Kleine und mittelständische Betriebe hoch im Kurs

Die mittelständische geprägte Wirtschaftsstruktur im Münsterland kommt den Wünschen der jungen Menschen übrigens entgegen: Die Mehrheit der Befragten bevorzugt einen Ausbildungsbetrieb mit elf bis 50 Mitarbeitenden (36 Prozent) oder 51 bis 100 Mitarbeitenden (28 Prozent). 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler können sich auch vorstellen, eine Ausbildung im öffentlichen Bereich – beispielsweise bei einer kommunalen Verwaltung – zu absolvieren. Zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) ziehen in Erwägung, einen dualen Studiengang in Kooperation mit einem Unternehmen in der Region zu belegen.

Maximal halbe Stunde Anfahrtsweg

Ausschlaggebend für die Wahl eines Ausbildungsberufs sind der Umfrage zufolge vor allem die Zukunftsperspektiven für die Branche oder den Job. Das stufen 70 Prozent der Jugendlichen als wichtigen Faktor ein. Aber auch der monetäre Aspekt spielt bei der Wahl des Arbeitgebers und des Ausbildungsberufs eine große Rolle: Für mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) ist eine attraktive Ausbildungsvergütung relevant. Unternehmen können aber auch mit kurzen Anfahrtswegen (42 Prozent) bei den Schülerinnen und Schülern punkten. Die Hälfte der Befragten würde einen Anfahrtsweg von einer viertel bis halbe Stunde in Kauf nehmen. 

Gutes Gehalt nach der Ausbildung relevant

Weitere Aspekte, mit denen Unternehmen bei den jungen Menschen punkten können, hat die Umfrage mithilfe von Scores ermittelt. Dazu konnten die Teilnehmenden anhand einer Skala von 0 (unwichtig) bis 100 (sehr wichtig) verschiedene Faktoren bewerten. Demnach beschäftigen sich die Schülerinnen und Schülern bereits frühzeitig mit den späteren Verdienstchancen nach ihrer Ausbildung: So ist für sie die Aussicht auf ein sehr gutes Gehalt in den ersten fünf Jahren nach der Ausbildung von großer Bedeutung für sie (Score: 77). Generell spielen die wirtschaftlichen Zukunftsaussichten des Geschäftsmodell eines Unternehmens bei der Entscheidung der jungen Menschen für oder gegen einen Ausbildungsbetrieb eine große Rolle (Score: 74) – das ist ihnen sogar wichtiger als ein umweltverträgliches Geschäftsmodell (Score: 63). In ihre Entscheidung fließt auch ein, ob sie vorab ein Praktikum in ihrem Wunschunternehmen absolvieren können, um Arbeitsabläufe und künftige Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen (Score: 76). Weitere Aspekte, die für die potenziellen Azubis relevant sind, sind ein modern eingerichteter Arbeitsplatz (Score: 70) sowie gemeinsame Teamevents wie Firmenfeiern oder Azubi-Stammtische (Score: 66). 

Wie schon bei der ersten Wirtschaft aktuell-Umfrage im vergangenen Jahr, hat auch die aktuelle Studie wieder bestätigt, dass sich die Befragten zwar mithilfe von Social Media über potenzielle Ausbildungsbetriebe informieren – wie aktiv diese Kanäle aber von den Unternehmen selbst bespielt werden, ist für sie hingegen weniger relevant (Score: 54). Auch die Möglichkeit, bereits während der Ausbildung internationale Berufserfahrung zu sammeln, ist für die Befragten weiterhin zu vernachlässigen (Score: 54).

Eckdaten zu den Befragten

Rund ein Drittel (34 Prozent) der befragten Schülerinnen und Schüler besucht aktuell ein Gymnasium, gefolgt von Gesamtschule (19 Prozent) und Realschule (18 Prozent). Die überwiegende Mehrheit ist zwischen 14 und 16 Jahren alt.

Rund die Hälfte der Jugendlichen strebt einen Abiturabschluss an. 28 Prozent gaben an, ihre Schullaufbahn auf der Realschule abzuschließen. Knapp zehn Prozent möchten das Fachabitur machen.

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