Pergan | „Ein gutes Training für die CSR-Berichtspflicht“

Polymerisation von Massenkunststoffen, Kettenabbau von Polypropylen, Härtung von Kunstharzen und Vernetzung von Kautschuk, Silikon und Polyolefinen: Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass ein Unternehmen aus der Chemieindustrie mit einem solchen Tagesgeschäft den Transformationsprozess zu einer nachhaltigen Wirtschaft kräftig unterstützen kann. Bei näherer Betrachtung ist aber genau das der Fall bei Pergan in Bocholt.

Pergan ist als „CSR Unternehmen Münsterland” rezertifiziert.

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Die Produkte von Pergan kommen beispielsweise in der Herstellung von Hochvoltkabeln, die Windenergie von der Nordsee zu den Verbrauchsstellen in Süddeutschland transportieren, zum Einsatz. Auch die Recyclingindustrie greift auf Pergan-Erzeugnisse zurück, um alten Kunststoff für ein nachhaltiges Comeback auf dem Markt fit zu machen.

Der Leichtbau – zum Beispiel in der Automobil- sowie in der Windkraftindustrie – ist ein weiteres Beispiel. Mit ihm lassen sich Ressourcen schonen, aber die verwendeten Materialien müssen auch hart genug für den Einsatz sein. Dafür werden Produkte des Bocholter Unternehmens verwendet. Auch bei der Herstellung von Solarpanelen ist Pergan-Chemie mit im Spiel: Sie schützt gegen Wettereinflüsse und verlängert somit die Haltbarkeit der Anlagen.

Hoher Stellenwert

Das Thema Nachhaltigkeit spiegelt sich aber nicht nur im Produktportfolio des Unternehmens wider, wie Britta Beckedahl, Mitarbeiterin im Corporate Social Responsibility (CSR)-Team bei Pergan, erklärt: „Sicherheit und Umweltschutz haben bei uns seit der Gründung 1981 generell einen hohen Stellenwert.“ So ist Pergan zum Beispiel Mitglied in der European Organic Peroxide Safety Group – einer internationalen Initiative von Herstellern, die sich für den verantwortungsvollen Umgang mit der Produktgruppe Peroxid einsetzt und online sowie in Leitfäden über die sichere Handhabung bei Straßen- und Seetransporten informiert.

Immer mehr Kunden von Pergan, so berichtet Beckedahl, wollen angesichts zunehmender Berichtspflichten wissen, wieviel Nachhaltigkeit in ihren Lieferketten steckt. Auch deshalb habe sich die Geschäftsleitung entschlossen, das Thema in festen Strukturen zu verankern und, nach einer Ist-Analyse, systematisch Maßnahmen umzusetzen. Weil diese Aufgaben im Alleingang für kleine und mittlere Unternehmen nur schwer zu meistern sind, hat Pergan vor einigen Jahren schon externe Spezialisten konsultiert. So hat das Unternehmen im Zuge eines Projektes in Kooperation mit dem CSR-Kompetenzzentrum Münsterland ein Leitbild und einen Maßnahmenplan für nachhaltiges Wirtschaften in vier Handlungsfeldern erstellt: Arbeitsplatz und Mitarbeiter, betrieblicher Umweltschutz, Produktverantwortung und Markt sowie Gemeinwesen und bürgerliches Engagement.

Seit der Zertifizierung seiner Nachhaltigkeits-Initiativen im Jahr 2020 zählt Pergan deshalb zum Kreis der „CSR Unternehmen Münsterland“. Zur weiteren Umsetzung des Transformationskonzepts arbeitet Pergan mit einem externen Beratungsunternehmen zusammen, da die Auswertung der Zahlen erweiterte Kenntnisse zum „Greenhouse Gas Protocol“ – eine internationale Standardreihe zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen – und seinem Berichtswesen erfordert. Unter die Lupe nimmt Pergan beispielsweise den Energieverbrauch, die verwendeten Rohstoffe, die Transportwege, die Entsorgung sowie die Mitarbeitermobilität mit den Aspekten „Wege zur Arbeit“, „Transportmittel“ und „Firmenflotte“. Die erhobenen Daten werden an das externe Beratungsbüro weitergeleitet. „Damit haben wir uns außerdem die Möglichkeit eröffnet, unsere Ergebnisse überprüfen zu lassen“, betont Beckedahl.

Im Nachhaltigkeitskonzept von Pergan stecken viele branchenübergreifende Ideen. Gute Erfahrungen hat das CSR-Team mit „kleinen, aber wirkungsvollen Maßnahmen“ gemacht. Beckedahl nennt beispielsweise die Kaufentscheidung für Recycling-Kopierpapier, die Installation von Insektenhotels und Nistkästen, die Realisation eines CO2-neutralen Internet-Auftritts, Ladestationen für E-Bikes sowie Müllsammel-Akti­onen der Auszubildenden. Andere Maßnahmen sind branchenspezifisch und komplexer, etwa die Formulierung von Nachhaltigkeits-Richtlinien für die eigene Entwicklungsabteilung und die Teilnahme am Förderprojekt „Ausweitung des Kunststoffrecyclings“. Einige schlagkräftige Maßnahmen rund um das Thema Energie hat Pergan 2022 umgesetzt: Aus den Steckdosen kommt jetzt 100-prozentiger Ökostrom und das Heizsystem sowie die Kälteanlage sind optimiert worden. „Sie wird nicht mit umweltschädlichem Kältemittel betrieben, sondern mit CO2“, erklärt Beckedahl. Die Konsequenz: Die Anlage läuft klimaneutral. 

Produktionsprozesse im Blick

Auch die Produktionsprozesse wurden im Sinne der Energieeffizienz verbessert. So sei es beispielsweise gelungen, bei einem Produkt die Zeit der Lufttrocknung erheblich zu reduzieren. Mehr als 70 Prozent der CO2-Emissionen habe Pergan so in den vergangenen Jahren bereits eingespart. Ein weiterer wichtiger Bereich des Nachhaltigkeitskonzeptes ist die Produktverantwortung. Das Unternehmen analysiert zurzeit mithilfe von Spezialisten, welche Auswirkungen die rund 300 Erzeugnisse auf das Klima haben. Es werden also „Product Carbon Footprints“ erstellt. Für die Produkte mit den größten Verkaufsmengen liegt bereits eine Auswertung vor, Anfang 2024 sollen weitere CO2-Fußabdrücke ermittelt werden. Zudem feilt das CSR-Team aktuell an Fragebögen zur Nachhaltigkeit bei den Lieferanten. Pergan selbst unterliegt mit einer Belegschaft von rund 250 Mitarbeitenden zwar noch nicht der Berichtspflicht nach dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, will aber Kunden informieren können, die betroffen sind. 

Die Belegschaft bei Pergan hat die Herausforderung Nachhaltigkeit mit hoher Motivation angenommen, wie Beckedahl berichtet. „Die Akzeptanz ist da, schließlich ist das Thema permanent in den Medien, und wir sehen ja die Folgen des Klimawandels wie Trockenheit und Überflutungen“, sagt die Mitarbeiterin des CSR-Teams, die intern per Newsletter über aktuelle Maßnahmen informiert. Dieses Medium hat sich im Betrieb bewährt, um alle Mitarbeitenden in die Nachhaltigkeitsarbeit einzubinden. „Es sind schon viele Ideen aus dem Kreise der Mitarbeitenden eingebracht worden“, erzählt sie. Vor diesem Hintergrund wurde Pergan im vergangenen September, als erstes der teilnehmenden Unternehmen, der Status als „CSR Unternehmen Münsterland“ im Zuge einer Rezertifizierung erneut bestätigt. „Das war ein gutes Training für die CSR-Berichtspflicht, die für uns ab 2026 gilt“, betont Beckedahl.

Dominik Dopheide

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